Unsicherheit adé! So überzeugen auch Introvertierte beim Vorstellungsgespräch
Beim Bewerbungsgespräch kommt es neben deinem Fachwissen vor allem auch darauf an, deine Stärken und Fähigkeiten selbstbewusst zu präsentieren und dich von deiner besten Seite zu zeigen. Bei Menschen, die eher in sich gekehrt sind, läuten an dieser Stelle die Alarmglocken: Immerhin fällt es Ihnen schwerer, plötzlich die Rampensau zu mimen. Introvertierte Menschen scheitern deshalb oft an Job-Interviews, obwohl sie die Stelle mehr als alle anderen Bewerber*innen verdient hätten. Wir sagen: Das muss nicht sein - und geben dir ein paar Tipps auf den Weg, wie du deine Schüchternheit überwinden kannst.

Bewerbungstipps | Lesedauer: 05 min | veröffentlicht am 03. Mai 2023
Zielgruppe: (schüchterne) Bewerber*innen
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Wir alle kennen es - wir machen uns auf dem Weg zu einem vielversprechenden Bewerbungsgespräch, der Puls steigt, der Schweiß rinnt und wir können uns vor Aufregung kaum auf dem Stuhl halten. Nervosität vor einem wichtigen Job-Interview ist etwas ganz Natürliches, mit dem wahrscheinlich alle arbeitenden Menschen schon einmal mehr oder weniger zu kämpfen hatten. Für introvertierte und ruhige Menschen wird es in dieser Situation allerdings besonders unangenehm: immerhin müssen sie sich aus ihrer Komfortzone begeben und Verschlossenheit gegenüber fremden Menschen überwinden. Viele leiden dann unter “Angst vor der Angst”, weil sie bereits sahnen, dass sie das Gespräch überfordern wird. Wenn das häufiger passiert, führt das bei vielen zu Frustration und Resignation und dazu führen, dass sie sich mit weniger attraktiven Jobs zufrieden zu geben. Unser Blogbeitrag soll dabei helfen, das zu vermeiden.
Vorteile introvertierter Bewerber*innen
An erster Stelle sei gesagt: nur, weil du “eher der ruhige Typ” bist, heißt das noch lang nicht, dass du deshalb ein schlechterer Bewerber*in und schon gar ein schlechterer Mensch bist. Dass Menschen sich unter Fremden und in Stresssituationen unterschiedlich schnell wohlfühlen, ist normal und kann auch Vorteile mit sich bringen:
So gelten Introvertierte in der Arbeitswelt als loyaler, integrer und umgänglicher, sobald sie ihr Nest erstmal gefunden haben.
Nachteile introvertierter Bewerber*innen
Das wissen viele Arbeitgeber*innen schließlich auch umso mehr zu schätzen. Dennoch sind sie in der konkreten Situation des Vorstellungsgesprächs im Nachteil: Personaler*innen müssen sich innerhalb kürzester Zeit ein Bild von deinen Fähigkeiten und deiner Persönlichkeit machen. Das fällt ihnen umso schwerer, wenn du nur wenig über dich preisgibst. Da das Bewerbungsgespräch dir aber auf keinen Fall deine Karriere-Chancen verbauen sollte, musst du also lernen, wie du sie trotzdem gut meistern kannst.
Wir zeigen dir anhand ein paar Tipps, wie das funktionieren kann.
GUTE Vorbereitung für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch
Schüchternheit wird vor allem dann zum Einflussfaktor, wenn du bereits unvorbereitet und dementsprechend unsicher in das Gespräch gehst. Wenn du merkst, dass dein Gegenüber dir auf die Schliche kommt, wird dich das zusätzlich verunsichern und deine Schwierigkeiten verschlimmern.
Lege deshalb großen Wert auf die Vorbereitung des Gesprächs.
Recherchiere zum Beispiel Fakten zum Unternehmen und beschäftige dich mit einigen typischen Fragen im Bewerbungsgespräch, die fast immer bei einem Job-Interview zur Sprache kommen. Dazu zählen zum Beispiel
- “Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?”,
- “Was wissen Sie über uns?” oder
- “Was ist Ihre größte Schwäche?”.
Indem du neben deinem Fachwissen und Fakten zum Unternehmen Antworten auf solche Fragen vorbereitest, stellst du dir ein gutes Rüstzeug zusammen, um das Gespräch besser über die Bühne zu bringen. Denn wenn du den oder die Personaler*in bereits früh im Gespräch mit deinem Wissen und flotten Antworten überzeugst, kann dir das Schwung und Selbstvertrauen verleihen, um auch spezifischere und kniffligere Fragen zu meistern.
Üben für den Ernstfall
Das Vorstellungsgespräch stellt eine Stress-Situation dar, die für uns alle zunächst nicht angenehm ist - für “Introverts” gilt das umso mehr. Übe dich daher im Vorfeld als Schauspieler*in und inszeniere das Gespräch gemeinsam mit einer Person, die dir nahesteht.
Wiederhole die “Szene” mehrmals, um ein Gefühl für die Dynamik eines solchen Gesprächs zu bekommen. Beauftrage deine*n Sparring-Partner*in auch, dir Fragen zu stellen, auf die du nicht gefasst bist. So entwickelst du ein Gespür fürs Improvisieren und startest nach der Generalprobe umso selbstsicherer zur Aufführung.
Kenne deine beruflichen sowie auch persönlichen Stärken
Sei dir immer bewusst: auch wenn dein Auftreten wichtig ist, bleibt es nur ein Teil des Gesamtpakets, das du innerhalb des gesamten Bewerbungsprozesses abliefern musst. Informatiker*innen werden weniger mit ihrem Charisma überzeugen müssen als Restaurantfachleute.
Gerade in Branchen, die wenig Kund*innenkontakt erfordern, herrscht weniger Performance-Druck beim Job-Interview. Gerade dann solltest du dich auf die Stärken konzentrieren, die du bereits mit deinem Lebenslauf mitbringst.
Überlege zum Beispiel, was dich von anderen Bewerber*innen abhebt und warum gerade du das Unternehmen besonders bereichern wirst. Spiele diese Trümpfe bei Recruiter*innen aus, denn oftmals dienen sie dir als KO-Argument, dass dein Gegenüber über einen vermeintlich schwachen Auftritt beim Bewerbungsgespräch hinwegsehen lässt. Achte dabei aber dennoch darauf, nicht zu überheblich zu werden - bluffst du hinsichtlich deiner außerordentlichen Fähigkeiten, werden das Profis merken.
Übe dich in Körperhaltung und Sprechtechnik
Körpersprache im Vorstellungsgespräch – hier gilt: vieles ist Formsache.
Achte auf einen
- ordentlichen Händedruck,
- sitze aufrecht und
- verschränke deine Arme nicht.
Eine selbstbewusste Körperhaltung einzunehmen ist auch für schüchterne Menschen kein Hexenwerk schnell erlernt, wenn man sie im Vorfeld einübt. Studien zeigen sogar, dass eine bewusste Körperhaltung (z.B. durch Powerposen) dazu führt, dass sich Menschen automatisch sicherer und selbstbewusster fühlen.
Auch beim Sprechen gilt: merkst du, dass du zu schnell redest und dich verhaspeltest, lege eine Atempause ein und erhole dich kurz. So kannst du deine Gedanken wieder einfangen und deinen Satz neu starten, bevor du dich in deiner Aufregung komplett verzettelst. Dann verselbständigt sich deine Angs, was schließlich zum kompletten Blackout in Form von Sprachlosigkeit und akuter Panik führen kann.
Nutze Time-Out-Strategien
Schüchterne und introvertierte Menschen fühlen sich oft schnell überfordert, wenn sie zu viel Stimulierung auf einmal erfahren. Daher kann es hilfreich sein, Pausen vor und während des Gesprächs einzulegen, um dich zu erholen und zu regenerieren.
Plane vor dem Gespräch Zeit für Entspannung ein und mache zum Beispiel Atemübungen oder Yoga. Auch ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft wirkt oft Wunder. Auch während des Gesprächs reißt dir kein*e Personaler*in den Kopf ab, wenn du kurz die Toilette aufsuchst, um dich dort kurz durchzuatmen und dich wieder in den Fokus zu bringen. Allzu lang solltest du dafür allerdings nicht brauchen.
Trainiere beim Networking und im Privatleben
Das Stresslevel eines Bewerbungsgesprächs wirst du beim Proben mit einer vertrauten Person nicht vollkommen simulieren können. Was allerdings dabei helfen kann, dich für diese Lage zu wappnen, ist das Aufsuchen von ähnlichen Situationen in deinem Alltag.
Begib dich zum Beispiel
- auf Networking Events deiner Branche,
- nehme an Podiumsdiskussionen teil oder
- - kein Scherz! - geh auf ein nettes Date.
Auch wenn der Kontext ein völlig unterschiedlicher ist, ist die Dynamik beim ersten gemeinsamen Dinner im Restaurant eine ähnliche wie beim Vorstellungsgespräch - du lernst eine dir bisher wahrscheinlich fremde Person kennen, die du mit deinem ersten Eindruck von dir überzeugen willst. Scheue dich also nicht davor, diese sozialen “Settings” bewusst aufzusuchen - immerhin können dabei neben einem schönen Abend auch wertvolle neue soziale Kontakte entstehen, die dein Leben, ob im Job oder privat, nachhaltig bereichern werden.
Scheue dich nicht vor professioneller Hilfe
Auch wenn sich die bisher genannten Tipps als sehr nützlich erweisen können, heißt das nicht, dass sie für alle Menschen gleichermaßen Wirkung zeigen. Stellt sich durch alle selbständig getroffenen Maßnahmen keine Besserung ein und reihen sich die Enttäuschungen, solltest du Hilfe von außen in Betracht ziehen.
Es gibt zum Beispiel spezielle Coachings und Trainer*innen, die dir dabei helfen, Stress-Situationen zu meistern. Auch eine psychotherapeutische Behandlung kann dir schnell zu Fortschritten verhelfen.
Halte dir dabei stets vor Augen: wenn du dein Problem nicht proaktiv behandelst, kann das nicht nur beruflichen Misserfolg, sondern auch psychische Erkrankungen wie eine Depression oder eine Angststörung verursachen, die deine Probleme zusätzlich verschärfen werden.
Hilfe von außen zu beanspruchen, bedeutet in jedem Fall nicht, dass du als Mensch versagt hast! Soziale Phobien, die sich zum Beispiel durch Unsicherheit beim Vorstellungsgespräch äußern, haben oft komplexe psychische Ursachen, für die du nichts kannst und schon gar nicht erst schämen brauchst. Millionen von Menschen geht es dabei weltweit ähnlich - du bist also nicht allein!
Wir fassen zusammen - bloß nicht den Kopf in den Sand stecken
Als introvertierter Mensch in einem Bewerbungsgespräch zu überzeugen, kann für solche Menschen zur Härteprobe werden, die ihnen vieles abverlangt. Und auch, wenn die richtigen Maßnahmen dabei helfen zu können, diese Herausforderung zu meistern, ist man selbst bei bester Vorbereitung nicht vor Enttäuschungen gefeit. Falls du trotzdem eine bittere Absage kassieren solltest, führe dir dennoch immer vor Augen: in den meisten Fällen lag es nicht an dir und deinen mangelnden Fähigkeiten und viele andere, auch extrovertierte Bewerber*innen haben sich ein „Nein“ eingefangen.
Wenn du dich von solchen Rückschlägen nicht unterkriegen lässt und dir deine Stärken als Fachkraft und als Person immer wieder vor Augen hältst, wird es früher oder später auf jeden Fall funktionieren und auch du als “ruhiger Typ” die Stelle finden, bei der du dein Potenzial voll ausschöpfen kannst.